Mittwoch, 12. Mai 2010
Stellen Sie sich mal vor, Udo Jürgens würde das heute so singen: "Griechisches Geld - ist so wie das Blut der Erde. - Komm schenk mir ein..."

Eigentlich sind sie mir sympathisch, die Griechen. Und in all der Empörung dieser Tage steckt, denke ich, auch eine gehörige Portion Sozialneid. Als ob wir nicht alle gern mit 50 in Rente gehen würden. Und 14 Monatsgehälter bekämen.
Diese neoliberal aufgeschäumte Mentalität hierzulande, nach der letztlich nur der essen soll, der auch anständig dafür gearbeitet hat, da frag ich mich viel eher, auf welch mißgünstigem Mist die eigentlich gewachsen ist.
Aber. geschenkt. Unsere medial aufgeblasene Empörung lenkt eh nur ab. Genauso wie das inhaltsleere Brimborium um das NRW-Wahlergebnis. All diese ewig gleichen, ewig hohlen Sprüche um Erdrutschsiege und Richtungswahlen. Als ob so ein Wahlergebnis irgendetwas bewirken würde. Irgendetwas von Bedeutung, meine ich. Letztlich wird die Regierung, sollte sich denn in absehbarer Zeit eine bilden, auch nur den Mangel verwalten können, dessen Ursachen sie nicht beheben kann.

Mal zurück auf die Euro-Ebene. Inzwischen weine ich der D-Mark ja nicht mehr nach. Hat ja auch keinen Sinn mehr. Ich mag die Euro-Münzen und erst recht die Scheine zwar nach wie vor gar nicht. Und es geht mir immer mal wieder an die Nieren zu erleben, wie in den letzten acht Jahren die Preise für Lebensnotwendiges sich mal eben satt verdoppelt haben, während mein monatliches Einkommen sich höchstens um ein Drittel erhöht hat.
Inwiefern kann man denn da bitteschön von Stabilität reden? Und selbst wenn man es denn meint nicht lassen zu können, dann aber bitte auch beantworten, auf wessen Kosten wir hier "Stabile Euro-Zone" spielen! In welchen Sweat-Shops unsere Lifestyle-Elektronik oder unsere Lifestyle-Klamotten hergestellt werden. Von wem und unter welchen Bedingungen und für wie wenig Geld.

Sorry für den wirren Rundumschlag. Ich will gar nicht versuchen zu behaupten, ich könnte mir unter 750 Milliarden etwas vorstellen. Wozu auch. Ist in meinen Augen a) ohnehin nur verdammt viel heiße Luft b) rein virtuelles Geld, das trotz aller Versuche es anschaulich zu machen (in 5-Euro-Scheinen dreimal zum Mond und zurück und so weiter), eben genau das nie werden wird: greifbar.

In all ihrer Scheinhaftigkeit zeigt diese neue Krise aber hübsch deutlich, auf wie dünnem Eis wir hier unser "Tanz den Mussolini Berlusconi" spielen. Euro-Land ist nicht einfach gottgegeben oder von der Natur gewollt, sondern ein Konstrukt, das in erster Linie wirtschaftlichen Interessen dient. Und die werden gnadenlos durchgefochten. Sobald das nicht mehr funktioniert, wird Euro-Land auseinanderbröseln. So wie vor ein paar Jahren der Warschauer Pakt. Oder in klein: Jugoslavien.
Ich möchte das nicht mehr erleben müssen. Und meinen Kindern wünsche ich was schöneres.
Aber trotzdem: die Wörter Stabilität und "Griechenland" oder "Italien" oder gar "Rumänien" in einem Satz zu nennen, ist meiner Meinung nach schon ein nicht auflösbares Paradoxon.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

belunda, 11:16h, ... comment

 
An diesem deutschen Wesen
das sollte vielleicht noch hinzugefügt werden, soll offensichtlich die europäische Welt genesen: Löhne runter, et cetera. So wird man führende (Export-)Nation. Sparen nennen sie das immerfort. Ich verstehe unter dem Lieblingsbegriff der Deutschen etwas anderes.

Aber ach, ich will's gar nicht weiter aufblasen. Dafür ist die liebste Postille mit den Millionen Fliegen samt den gleichgesinnten, lediglich anders formulierenden Medien zuständig. Und im wesentlichen haben Sie alles weitere angerissen. Nutzen wird's ohnehin nichts. Die Sau sucht sich eben nur zu gerne ihren eigenen Fleischer. Den sie anderen ebenfalls an den Hals empfiehlt.

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Sparen tun wir ja an allem gern, besonders an so wirtschaftlich eher kontraproduktiven Tugenden wie Lebensfreude oder Muße oder auch einfach Zeit zum Nachdenken.

Daraus ergibt sich dann allzeit genug Leidensdruck für Frustkäufe oder Geizgeilheit.

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Ich glaube, dass vielen Menschen die zahlreichen europäischen Verstrickungen auch gar nicht so bewusst sind.

Der "Sozialneid" geht ja auch noch weiter: Das sind alles faule Schweine, die sitzen in der Sonne, lassen es sich gut gehen und wir sollen dafür bezahlen. Warum arbeiten die nicht mal, so wie wir, dann müssten sie nicht immer die Hand aufhalten.

Tatsache ist aber, dass wir zum großen Teil VON denen leben, die selber nicht Willens oder in der Lage sind entsprechend zu produzieren und deshalb unsere Waren einkaufen.
Die Griechen kaufen Audi und Mercedes, weil es keine griechischen Autos gibt- und das ist gut für die deutsche Wirtschaft, zumal durch den Euro das Risiko der Währungsumrechnung (zumindest im Euro-Raum) entfällt und sich so viel leichter wirtschaften lässt.

Und - machen wir uns nichts vor - das Geld, welches wir jetzt in die maroden Staaten pumpen wird nicht nur nichts ändern, es wird auch für Waren ausgegeben werden, die bei uns produziert werden - und sogar noch weiteres Geld, das wir nicht dafür zur Verfügung gestellt haben, somit dafür sorgen, dass das Ungleichgewicht innerhalb der Union größer wird.

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Eigentlich bin ich gar nicht sicher, ob wir Griechenland tatsächlich helfen wollen, aus seiner Misswirtschaft heraus zu kommen und den drohenden Staatsbankrott abzuwenden: Falls wir die Kredite wieder zurück gezahlt bekommen, machen wir dabei auch noch einen guten Gewinn.(Herr Ackermann allerdings glaubt wohl nicht an die Rückzahlung.) Und einem zahlungsunfähigen Land auch noch U-Boote zu verkaufen, ist doch wohl auch nicht ganz uneigennützig. Irgendwoher muss ja wohl unsere Bronzemedaille als Waffenlieferant kommen - egal, ob Länder dabei pleite gehen oder im Kriegschaos versinken: Hauptsache ist wohl, dass unsere Waffenschmieden dabei gut verdienen...

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